Das Zebra-Biotop

Aktuelles von der Ortsgemeinde Au
Ortsgemeinde Au

Das Zebra-Biotop

Ein neues Zuhause für Kiebitz, Bekassine und Co.

Ein Leuchtturmprojekt für den Wiesenbrüterschutz im Nördlichen Schweizer Ried in Lustenau

Das Natura 2000-Gebiet Nördliches Schweizer Ried in Lustenau ist ein bedeutsames Wiesenbrütergebiet. Maßgeblich dazu beigetragen hat etwa die Schaffung eines Ringbiotops auf einer ehemaligen Ackerfläche im Jahr 2013. Die Ortsgemeinde Au als Grundeigentümerin hat nun ein zweites, noch wesentlich größeres solches Feuchtbiotop angelegt. „Damit wird das Europaschutzgebiet zusätzlich aufgewertet“, freut sich Umweltschutzlandesrat Johannes Rauch.

Das Natura 2000-Gebiet Nördliches Schweizer Ried in Lustenau ist ein bedeutsames Brutgebiet für die in Vorarlberg stark bedrohten Wiesenbrüter und beherbergt eines der besten Brutvorkommen des Kiebitzes im Land. Dies ist das Ergebnis umfangreicher Schutzmaßnahmen und ökologischer Aufwertungen. Seit mehr als zwei Jahrzehnten ist die Ortsgemeinde Au (CH) als Grundeigentümerin um ökologische Aufwertungsmaßnahmen in ihrem Riet bestrebt, sei es durch die Anlage von Feuchtbiotopen, Hecken, Grabenabflachungen oder großflächige Nutzungsextensivierung. Als wegweisenden Meilenstein im Wiesenbrüterschutz erwies sich das 2013 angelegte Feuchtbiotop auf einer ehemaligen Ackerfläche. Diese Maßnahme bewährte sich insbesondere als störungsarmer Brutplatz sowie Nahrungs- und Rastlebensraum für gefährdete Vogelarten.

Auf Initiative von Urs Lenz als Verantwortlicher für Feld & Riet im Verwaltungsrat der Ortsgemeinde Au wurde ein knapp 4 Hektar großes Grundstück in unmittelbarer Nachbarschaft zur bereits bestehenden Brutinsel zur ökologischen Aufwertung zur Verfügung gestellt. Hegemeister Reinhard Hellmair entwickelte ein ökologisch sehr ausgewogenes Konzept zur Gestaltung und Umsetzung eines „Inselbiotops“, welches vom Verwaltungsrat der Ortsgemeinde Au mit Begeisterung angenommen und zur Umsetzung freigegeben wurde.  Das Besondere an dieser Brutinsel ist der eigens für den Kiebitz angelegte Acker. Hier wird die Bewirtschaftung speziell an die Brutbiologie dieser bodenbrütenden Art angepasst. Zudem schützt ein ringförmig angelegter Graben die Wiesenbrüter vor unerwünschtem Besuch von Beutegreifern wie Fuchs, Dachs oder Marder. Damit erhalten die Kiebitze endlich eine erste fixe Kinderstube in Vorarlberg. Von den Aufwertungsmaßnahmen profitiert auch die als Nahrungsgast regelmäßig im Gebiet vorkommende Bekassine. Aktuell gibt es keine Brutnachweise in Vorarlberg, günstige Voraussetzungen für eine Wiederetablierung als Brutbestand wären nunmehr geschaffen.

Weitere Highlights sind abgeflachte Böschungsbereiche, die für durchziehende Arten wie Kampfläufern, Waldwasserläufern, Goldregenpfeifern geeignete Strukturen zum Rasten und für die Nahrungssuche bieten. Ein Abschnitt des Grabens wurde extra für den im Gebiet erfolgreich brütenden Eisvogel als „Brutwand“ gestaltet, da dieser schillernde Vogel Steilwände zur Anlage seiner Bruthöhlen benötigt.

Artenreiche Blumenwiesen und randlich angelegte Buntbrachen erfreuen die Gebietsbesuchenden und bieten geeigneten Lebensraum und Nahrung für eine reichhaltige Insektenfauna. Einzelne Strauchgruppen erhöhen die Strukturvielfalt.

„Wir wollen durch weitere Maßnahmen einen Lebensraum für diese Vogelarten schaffen“, sagt Landesrat Rauch. Es bietet sich an, das bestehende, bestens bewährte Ringbiotop bzw. die Brutinsel zu erweitern, Brachflächen, Flachgewässer und ausgedehnte Grabenabflachungen zu schaffen.  „Durch die Anlage eines zweiten Ringbiotops entsteht in diesem Gebiet ein kleines Paradies für Wiesenbrüter“, sagt Rauch. Das Land Vorarlberg unterstützt dieses Projekt mit rund 70.000 Euro aus dem Naturschutzfonds.

Alle Parteien – Grundbesitzer und öffentliche Hand – haben in diesem Projekt hervorragend zusammengearbeitet, sagt Rico Kellenberger, Präsident der Ortsgemeinde Au: „Wir geben der Natur zwei Jahre Zeit, sich ihren Platz zurück zu holen und wir sind gespannt, was und wie es sich entwickelt.“

Feuchtbiotope haben in Lustenau Tradition
Die Gestaltung von Wasserlebensräumen hat in Lustenau bereits Tradition, nicht zuletzt dank der Vorzeigebeispiele der Ortsgemeinde Au. „So konnten allein an der Seelache am Rand des Naturschutzgebietes Obere Mähder im Laufe der Jahre von der Gemeinde insgesamt 18 unterschiedliche Feuchtbiotope angelegt und der benachbarte Gutshof Heidensand auf Biolandwirtschaft umgestellt werden“ zieht Umweltreferentin Christine Bösch-Vetter eine erfreuliche Bilanz. Nicht umsonst gelten die Seelachenbiotope als Amphibienzentrum mit der größten Kammmolchpopulation im gesamten Rheintal!

Vorzeigegemeinde bei der Lebensraumaufwertung
Auch Bürgermeister Kurt Fischer ist stolz auf die Naturvielfalt im ganzen Lustenauer Ried und weiß dazu erfreuliche Zahlen: „Seit Erstellung des ersten Biotopinventars im Jahr 1987 ist Lustenau Vorzeigegemeinde in Sachen Naturschutz und Lebensraumaufwertung. Schon 1989 wurden 60 Hektar wertvolle Streuewiesen im Naturschutzgebiet Gsieg – Obere Mähder unter Schutz gestellt. Vor allem dank großzügiger Extensivierungen in den Schweizer Riedern ist die Biotopfläche in Lustenau seither um mehr als ein Drittel auf rund 8 Prozent der Gemeindefläche gewachsen – fast ein Wunder im dicht besiedelten Rheintal mit über 250.000 Einwohnern!“

Biotopflächenbilanz Lustenau
Biotopfläche 1988: 127,8 Hektar
Biotopfläche heute: 177,9 Hektar
Zuwachs (inklusive Extensivierungsflächen): Über 50 Hektar
Anteil an der Gemeindefläche: 8 Prozent

Factbox Zebra-Biotop
Initiator: Urs Lenz (Verantwortlicher für Feld & Riet im Verwaltungsrat der Ortsgemeinde Au)
Konzeption und Gestaltung: Reinhard Hellmair (Hegemeister)
Eigentümerin und Projektverantwortung: Ortsgemeinde Au (CH)
Biotopfläche: 3,8 Hektar
Bauzeit: 4 Wochen
Finanzierung: ca. 70.000 Euro aus Mitteln des Naturschutzfonds
Projektumsetzung: Landesflussbauhof
Ornithologische Beratung: Jürgen Ulmer
Bewirtschafter: Kurt Thurnherr

Pressekonferenz als PDF-Datei herunterladen 

Von links nach rechts: Ingrid Loacker, Johannes Rauch, Kurt Fischer, Rico Kellenberger

Urs-Lenz-quadrat
Urs Lenz
Feld und Riet

Gutes und Bewährtes etwas angepasst weiterführen und weiterentwickeln.